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Vorläufiger Schlussbericht 2014

Wetter mässig, Auslastung hervorragend

Das Programm des 35. Zürcher Theater Spektakels ist bei Publikum und Kritik auf eine sehr positive und breite Resonanz gestossen. Es waren nicht nur Blockbusters wie die Aufsehen erregende Choreografie «Tragédie» des Franzosen Olivier Dubois, das medial aufwendig begleitete neue Stück «The Civil Wars» von Milo Rau oder «Super Sunday» der finnischen Artistengruppe Race Horse Company, die das Publikum in Scharen anlockten. Erfreulicherweise vermochten auch kleinere Theaterproduktionen das Interesse des Publikums zu wecken: Tina Satters «House of Dance», Mariano Pensottis «Cineastas», Christiane Jatahys «What if they went to Moscow?», das Tschechow ganz in die Gegenwart holte, «Germinal», die «hochkomische und rasend reflektierende Hymne auf das Wunder des Bühnenwirkens» (Alexandra Kedves) von Halory Goerger & Antoine Defoort oder die Produktionen der Schweizer Gruppen papst&co. und Lutz & Guggisberg. Und nicht zuletzt «Shilpa – The Indian Singer App» vom Flinntheater, das mit dem Förderpreis 2014 ausgezeichnet wurde. Alle diese Produktionen konnten in nahezu ausverkauften Spielstätten gezeigt werden. Dies ist umso bemerkenswerter, als es sich bei vielen davon um Premieren oder europäische Erstaufführungen handelte. Das Theater-Spektakel-Publikum bewies damit einmal mehr eine grosse Offenheit, Risikobereitschaft und kulturelle Neugier. Dies zeigte sich auch bei den Produktionen aus dem Nahen Osten. Amir Reza Koohestani mit seiner herausragenden Tschechow-Inszenierung «Iwanow», Azade Shahmiri mit der Lecture-Performance «Damascus» und Hamid Pourazari mit seiner temperamentvollen Frauenproduktion «Sâl Sânyie» gaben vor einem interessierten Publikum Einblick in die Vielfalt und Lebendigkeit der iranischen Theaterszene.

Die «Short Pieces» mit Solos und Duos von jungen, meist unbekannten PerformerInnen stiessen erneut auf grossen Anklang beim Publikum wie bei der Fachwelt. Der dreitägige Programmschwerpunkt hat sich als Plattform der jungen internationalen Performance-Szene sehr gut etabliert. Im Zusammenspiel mit dem gleichzeitig stattfindenden Residenzprojekt «watch & talk» für junge KünstlerInnen aus der ganzen Welt und dem erfolgreichen Netzwerk-Meeting «Shared Spaces» konnte sich das Zürcher Theater Spektakel als Plattform des interkulturellen Austauschs und der interkontinentalen Zusammenarbeit profilieren.

In Zahlen ausgedrückt, präsentiert sich das Festival 2014 sehr erfolgreich: 84 Prozent Auslastung – mehr als die Hälfte der Vorstellungen ausverkauft – vier von fünf Vorstellungen über der budgetierten Vorgabe von 75 Prozent – 25 000 abgesetzte Tickets – internationale mediale Aufmerksamkeit.

Weit weniger strahlend zeigte sich leider das Wetter. Die für die Jahreszeit kühlen Abende und die häufigen Regenschauer blieben nicht ohne Folgen auf die Zahl der Besucher und die Umsätze der Gastrobetriebe. Und nicht zuletzt bekamen die Strassenkünstlerinnen und -künstler auf der Open-Air-Bühne Zentral und auf den Hartplätzen die klimatische Unbill zu spüren; denn auch für jene, die in den Hut spielen, bedeutet weniger Publikum weniger Verdienst. Rund 110 000 wetterfeste Besucherinnen und Besucher fanden dennoch den Weg auf die Landiwiese und genossen in Faserpelz und Wolljacke das künstlerische und kulinarische Angebot. An einigen Tagen sanken die Umsätze der Bars und Beizen auf ein Drittel des Vorjahres! Die wenigen Sonnentage und warmen Abende vermochten die Einbussen nicht vollständig auszugleichen. Der Beitrag der Gastrobetriebe dürfte etwa 10 Prozent unter Budget bleiben.

Mit dieser Ausgabe des Theater Spektakels verabschiedet sich Koleiter Werner Hegglin. Seit gut 30 Jahren war er dem Festival mit Hirn, Herz und Hand verbunden. Seit 1989 hat er seine Fähigkeiten, sein Know-how und seine grosse Erfahrung als Mitglied des Leitungsteams in den Dienst des Zürcher Theater Spektakels gestellt und wesentlich zur heutigen Konzeption und Gestaltung beigetragen.

Zu seinem Nachfolger wurde Veit Kälin ernannt. Der 33-jährige Veranstaltungstechniker und Licht­designer hat Gruppen wie die Ecole Atelier Rudra Béjart, Flamencos en route oder Zimmermann & de Perrot auf internationalen Tourneen begleitet und bringt als technischer Leiter und Bauleiter des Einsiedler Welttheaters 2007 und 2013 profunde Erfahrungen mit Grossveranstaltungen mit. Veit Kälin wird seine neue Stelle Anfang Januar 2015 antreten.

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